Im Kapitalismus hat’s keinen Platz für Freiräume, keinen Platz für Orte der
Selbstverwaltung und der Gegenkulturen, keinen Platz für Räume mit dem
Anspruch, frei zu sein oder zu werden vom alles durchdringenden Profitzwang.
Jene Flecken dieser Stadt, die noch unberührt von dieser Kommerzialisierung
sind und wo sich darum die Menschen sammeln, die nicht konsumieren wollen,
werden schnurstracks kontrolliert, überwacht oder geräumt. Bis es solche
Räume so gut wie gar nicht mehr gibt.
Gleichzeitig gibt es in der ganzen Stadt Neubauten und Sanierungen, überall
schießen Baukräne in den Himmel für mehr Büroräume und Luxuswohnungen,
von denen sich Immobilienfirmen, Pensionskassen und Versicherungen fette
Gewinne erhoffen. Dafür werden ganze Quartiere richtiggehend gesäubert,
damit die anzulockenden Großunternehmen und Bonzen sich in den grell
beleuchteten und ungemütlich gemachten öffentlichen Räumen nicht von
Jugendlichen und anderen ungebetenen Gästen belästigt fühlen. Für wen sind
denn eigentlich all diese Plätze, von denen wir weggeschickt werden, weil
unsere Musik „zu laut“ ist?!
Der Blick zurück in die Geschichte der Jugend und des Widerstands zeigt aber,
dass es so nicht sein muss. Wir haben ein unglaubliches Potential, gemeinsam
gegen Staat und Kapital, die uns unsere Räume nehmen wollen, zu kämpfen. Ob
1968 beim Globuskrawall, als eine der Hauptforderungen der kämpfenden
Jugend ein autonomes Jugendzentrum im Globusprovisorium auf der Central-
Brücke oder 1980 – Züri brännt! – bei den Opernhauskrawallen gegen die Kultur
der Reichen, immer wieder kam es zu Protesten, Demonstrationen,
Straßenschlachten im Kampf für freie Räume.
Das ist kein Kampf von gestern. Schauen wir zum Beispiel zum Stadelhofen, wo
sich in den Pandemie-Jahren viele junge Menschen sammelten, da ihre Räume
sonst alternativlos geschlossen wurden. Man kam zusammen, feierte
zusammen,
tauschte sich aus, holte und schaffte sich ein soziales Zusammenkommen am
See. Eine illegale Party ohne hohe Eintrittspreise, mit günstigen Getränken,
ohne mühsame Türsteher, mit eigener Musik.
Die Antwort des Staats darauf? Repression, Polizeikontrollen,
Videoüberwachung. Die Gegenantwort der Jugend? Steine und Lämpe zur
Verteidigung des Freiraums. Die Jugend braucht Freiräume, unsere Stadt
braucht Freiräume, wir wollen Freiräume!
Neben den repressiven Antworten des Staats auf unser Bedürfnis nach
Freiraum ist ein anderer staatlichen Versuch, unsere Anliegen in ihrer
Umsetzung abzuschwächen, das Angebot von billigen Integrationsversuchen à
la Zwischennutzungen. Mit dem Deckmäntelchen von billigen Mieten und
allerlei kreativen Spaces, wo verschiedene für Verschiedenstes
zusammenkommen, wirkt das Ganze auf den ersten Blick auch ganz attraktiv.
Doch schauen wir genauer hin, etwa zur ZWZ, wo heute Sicherheitsdienste
patrouillieren, Stahltüren eingebaut werden und stets die Stadt als letzte
Entscheidungsinstanz darüber wacht, dass die dort entstehende Dynamik nicht
aus dem Rahmen des behördlich Erlaubten ausbricht. Was bringen uns diese
Räume schon, wenn dort letztlich die genau selben staatlichen
Kontrollmechanismen greifen wie anderorts im öffentlichen Raum?!
Zuckerbrot für Zwischennutzungen, Peitsche für Besetzungen. Was wir wollen,
sind Orte, an denen wir uns ohne kapitalistische Logik und staatliche Kontrolle
bewegen und entfalten können. Orte, in denen wir Sachen ausprobieren können,
Utopien ansatzweise fassbar werden und andere Formen des Zusammenlebens
stattfinden. Solche Räume werden nicht gegeben, sondern erkämpft, belebt,
verteidigt! Dabei ist es uns egal, ob es jetzt die Besetzung eines Platzes für
einen Abend ist oder die Besetzung eines Hauses für Jahre oder sonst was. In
und um diese Räume entstehen Möglichkeiten einer Gegenmacht zum
kapitalistischen Normalzustand, von denen aus Funken des Widerstands
aufglühen und ausgehen. Nehmen wir uns die Stadt, heute und überhaupt!
Revolutionäre Jugend Zürich – Organisiert Kämpfen
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